Am Papierbach Landsberg am Lech

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Am Papierbach, Landsberg am Lech

Wettbewerb Neubau eines Boardinghauses mit Tiefgarage

Auftraggeber

Ehret+Klein Real Estate Competence

Größe

GF 2.469 m²

Fertigstellung

2019

Leistungen

Wettbewerb

Auf dem Gelände einer ehemaligen Pflugfabrik entsteht ein neuer Stadtteil im Kontext der historischen Altstadt der Stadt Landsberg am Lech und zu erhaltender Industriedenkmäler.
Das Baufeld D ist der städtebauliche Auftakt im Süden des neuen Quartiers an der Schnittstelle einer Biotopfläche hin zum urbanen Raum der Neubauten und des Bestands.
Städtebau / Gebäudevolumetrie
Dieses Spannungsfeld aus Urbanität und Grünraum setzt den Rahmen des Entwurfs.
Der Baukörper ist mit klaren Raumkanten an Attika und ohne Vorsprünge zum nördlich angrenzenden Platz am Mutterturm und nach Westen Richtung Bahnkörper definiert, was die stadträumliche Prägnanz unterstreicht. Nach innen versetzte Loggien als Freisitze der Apartments treten dabei in den Hintergrund. Nach Süden in Richtung Biotop und dem westlich angrenzenden Grün bleibt die Attikakante ebenfalls geradlinig klar lesbar, die Fassade selbst wird durch im Raster vorspringende Balkonelemente aufgelockert.
Nord- und Westfassade: „Urbanität“: Loggien als Negativvolumen
Süd- und Ostfassade: „Grünraum“: Balkone als Positivvolumen
Fassade
Die Fassade ist im Kontext der Industriearchitektur des Karl-Schrem-Baus als helle Klinkerfassade entworfen. Das Gefälle des Platzes am Mutterturm eröffnet einen sich zum Eingang des Boardinghauses an der Nord West Ecke verjüngenden Sockel. Der Sockel ist durch einen dunkleren Klinker mit eigenem Verlegemuster abgesetzt. Während die Fassade insgesamt einen eher wandhaften Charakter zeigt, ist der Eingang mit einer transparenten Glasfassade betont. Die einzelnen Apartments werden durch die Fassadenlochung im gleichmäßigen Raster ablesbar. Die Öffnungen sind mit Betonfertigteilen als Faschen eingerahmt. Ein zurückversetztes Klinkerrelief zeichnet die Lochung zusätzlich nach.
Das Motiv der Betonfaschen wird an Süd- und Ostfassade aufgegriffen und als „herausgezogene“ Box interpretiert. Die Dächer der Boxen bilden den Boden des darüber befindlichen Balkons. Die Brüstungen sollen sich als Glasgeländer optisch unterordnen. Die Boxen sind so angeordnet, dass die gegenseitige Privatsphäre der Freisitze ohne Trennwände gewahrt bleibt.
Konstruktion / Wirtschaftlichkeit
Die Konstruktion ist als Massivbauweise mit gedämmter Klinkervorsatzschale geplant. Die Balkonfertigteile sind als Stahlbetonfertigteile durch Schöck Isokörbe thermisch vom Primärbaukörper getrennt. Die Fenster zeichnen sich als Holz-Alufenster teils als Schiebeverglasungen, teils als Festverglasungen durch eine thermisch optimierte und langlebig nachhaltige Lösung aus.
Die Bauweise sorgt für ein gesundes, behagliches Raumklima und guten Schallschutz. Der Wandaufbau und die Reduzierung der Fensteröffnungsanteile im Verhältnis zur Gesamtfassade sichert den Wärmeschutz, reduziert Transmissionswärmeverluste und beschränkt den sommerlichen Wärmeeintrag.
Insgesamt lässt sich mit der angestrebten Konstruktionsweise eine im Energieverbrauch und Bauunterhalt wirtschaftliche Konstruktion erreichen.
Innere Gebäudestruktur / Grundrissorganisation
Die Nutzung mit gleichartigen Apartmenttypen lässt die Definition eines gleichmäßigen Gebäuderasters zu. Basierend auf diesem „Apartment-Raster“ ist die gesamte Struktur des Gebäudes entworfen.
Das Boardinghaus wird an der nordwestlichen Gebäudeecke an der Kreuzung der Fußwegeachsen Platz am Schrembau und Platz am Mutterturm vom öffentlichen Raum aus erschlossen. Das Entree mit Foyer, Concierge, Briefkästen, Kofferlager und Büro dient als Verteiler zur im Erdgeschoss mit Glas bekleideten Aufzugsanlage, zum allgemeinen Treppenkern und der inneren Erschließung der Apartments. Der Erschließungskern mit Treppenhaus und Aufzügen ist zentral an der Gebäudeinnenecke situiert. Das Haupttreppenhaus ist durch ein großzügiges Oberlicht natürlich belichtet und versteht sich als „Visitenkarte“. Von hier werden die Apartments mit einem Mittelflursystem angebunden. Die Mittelflure werden auch natürlich belichtet.
Um die notwendige Privatheit der erdgeschossigen Apartments gegenüber dem öffentlichen Raum sicherzustellen sind diese erhöht im Hochparterre positioniert.
Die Apartments sind im gleichmäßigen Raster aneinander gefügt, die Micro Apartments mit 25 m² mit einseitiger Orientierung nach Westen und Nordosten, die Apartments mit 35 m² nach Süden und Osten mit Blick auf das Biotop, die Maxi Apartments mit 60 m² mit zwei- bzw. dreiseitiger Belichtung nach Süden Richtung Biotop und Osten Richtung Mutterturm und die 100 m² Lofts ebenfalls mit dreiseitiger Orientierung jeweils an den Gebäudeecken.
Die nach Musterbeherbergungsstättenverordnung notwendigen acht barrierefreien Apartments inklusive einem rollstuhlgerechten Apartment sind schnell erreichbar direkt neben der Haupterschließung positioniert.
Aufgrund des nach Musterbeherbergungsstättenverordnung notwendigen zweiten Fluchttreppenhauses und der eingehaltenen Fluchtweglängen ist eine zusätzliche Anleiterung durch die Feuwehr nicht notwendig und auch keine Feuerwehraufstellfläche.
Jedes Apartment verfügt über mindestens einen Balkon- bzw. Loggienaustritt.
Die Höhenentwicklung des angrenzenden, abfallenden Geländes und die Ausbildung des Erdgeschosses als Hochparterre, eröffnet die Möglichkeit Maisonette- und Galerieapartments mit gesteigerter Raumqualität im Erdgeschoss zu positionieren. Die beiden Loft Apartments im obersten Stockwerk erhalten zusätzlich zu den Balkonen jeweils eine private Dachterrasse an den Kopfenden des Gebäudes. Mit ausreichendem Abstand zu den privaten Dachterrassen und durch die Dachbegrünung getrennt ist die öffentliche, gemeinschaftlich nutzbare Dachterrasse direkt vom Haupttreppenhaus aus erreichbar und bietet Ausblicke zur Landsberger Altstadt, dem Mutterturm und dem gesamten neuen Quartier.
Innenraumgestaltung
Allen Apartments von Mikro bis Loft gemeinsam ist das Grundprinzip, den Esstisch als zentralen Ort im Apartment zu inszinieren. Beim Betreten ist der Blick des Bewohners auf diesen Tisch gerichtet. Küchen werden entweder in Einbaumöbel integriert oder bei den Maxi Apartments und Lofts bewusst zusammen mit dem Esstisch in Szene gesetzt. In allen Apartments – auch in den Micro – ist der Arbeitsplatz vom Esstisch separiert und mit den notwendigen digitalen Schnittstellen und verschließbaren Ablagen/Safes für Laptops etc. ausgestattet. Die Badezimmer sind mit Waschtisch, WC und großzügigen Duschen entworfen. Die Größe der Dusche steigert sich in Abhängigkeit zur Apartmentgröße.
Alle Ausstattungen und Materialien sind in weiss bzw. hellen Holztön